Ausgabe Dezember 2025

Fatale Unwucht: Armut und Reichtum unter Schwarz-Rot

Wippe mit einer großen Person links und vielen kleinen Menschen rechts oben. (IMAGO / Westend61)

Bild: (IMAGO / Westend61)

Als die Ampelkoalition von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP am 6. November 2024 nach knapp drei Jahren zerbrach, war der Zeitpunkt für die fristgerechte Präsentation ihres Armuts- und Reichtumsberichts (ARB) längst verstrichen. Dieser wird gemäß eines im Oktober 2001 gefassten Bundestagsbeschlusses jeweils zur Mitte einer Legislaturperiode fällig. Umso leichter hatte es nunmehr Bärbel Bas (SPD) als neue Arbeits- und Sozialministerin, weil sie auf die Vorarbeiten des jahrelang von ihrem Parteifreund Hubertus Heil geleiteten Hauses für den Siebten Armuts- und Reichtumsbericht zurückgreifen konnte. Seit dem Regierungswechsel am 6. Mai 2025 sind daher weniger als fünf Monate vergangen, bis die Berichtsentwurfsfassung nach einer im Vergleich zu früheren Berichten geräuschlosen Ressortabstimmung vorlag.[1]

Als die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder am 27. Januar 2000 erstmals den Auftrag zur Vorlage eines Armuts- und Reichtumsberichts erteilte, verband der Bundestag damit die Forderung, dass die Erfassung der Ungleichheit „in die Analyse der gesamten Verteilung von Einkommen und Lebenslagen eingebettet“ sein müsse, dass der Report genaueren Aufschluss über „individuelle und kollektive Lebenslagen“ geben solle und „nicht zu einem Zahlengrab“ werden dürfe. Weiter hieß es in dem besagten Parlamentsbeschluss: „Die Berichterstattung muss die Ursachen von Armut und Reichtum darlegen.

»Blätter«-Ausgabe 12/2025

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (12.00€)
Druckausgabe kaufen (12.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Wirtschaftspolitik ohne Verstand: Lockert die Steuerbremse!

von Axel Stommel

Es soll ein „Herbst der Reformen“ werden, kündigen Union und SPD lautstark an. Angesichts der ernüchternden Realität einer Finanzierungslücke von 172 Mrd. Euro, die im Bundeshaushalt zwischen den Jahren 2027 und 2029 klafft, ist die bei jeder Gelegenheit beschworene Aufbruchstimmung nur allzu verständlich.